Atelier Steinwedel

Grafische Arbeiten

Über Alain Steinwedel

Zwischen Witz und Wahnsinn können Welten liegen. Manchmal jedoch passt nur noch ein Blatt Papier dazwischen.
Ein Vorrecht des Künstlers ist es hier wie da, beide Seiten scharf getrennt zu halten und doch auf einer einzigen
zu zeigen. Mögliche Mittel dazu sind Beobachtung, Vergleich und Abgeschiedenheit. Sodann (in diesem Fall)
Federn, Stifte und Papier. Da die Wahrheit stets mehrere Seiten einer Medaille kennt, sind es Geduld und Genauigkeit
beim Sichanpirschen und Abwägen, die den notwendigen Ernst hervorbringen und uns angesichts der Arbeiten
von Alain Steinwedel hinsehen lassen und festhalten. Ohne die Möglichkeit, dabei am Ende erleichtert aufzulachen,
gelänge das nicht. Ohne einen gewissen Schauder freilich auch nicht. Da sind nämlich zunächst unsere eigenen
Licht- und Schattenseiten. Dann, na klar, wenn nicht schon vorher, die der anderen. Und natürlich sind da auch die
des Künstlers, die wir erkennen. Dabei ist er der erste, der uns, die anderen und sich selbst aushalten muss. Seine Stärken
und Schwächen machen es erträglich, das deutlich und bisweilen zugleich gemildert zu sehen, was uns, wollten wir dies
ohne ihn leisten, möglicherweise gar nicht zumutbar wäre. Da wir Menschen zu Vereinfachungen neigen, neigen wir
eben auch zu Übertreibungen. Zuspitzungen werden folglich immer das eine sein. Mässigung und Güte das andere.

Reinhard Münster